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Marxismus und Organisation: Alte Fragen, neue Kontexte

PUBLIÉ LE 23/05/2025 PAR Jean-Laurent Redondo

Marxismus und Organisation: Alte Fragen, neue Kontexte

Image : capture d’écran de la chaîne YouTube de Fabian Lehr

Wo sollen sich Marxist:innen und Kommunist:innen heute organisieren? Diese Frage stellt sich in unserer zersplitterten und individualisierten Gesellschaft anders als früher – in Zeiten, als sich die Arbeiterbewegung noch um Parteien und Gewerkschaften organisierte. Heute sind neue Räume politischer Praxis hinzugekommen.

Doch reichen solche neuen Räume aus? Und wie steht es um die parteipolitische Organisierung – insbesondere in Ländern, in denen pluralistische Linksparteien existieren, die parlamentarisch verankert sind, marxistische Positionen intern aber nicht immer mehrheitsfähig sind?

Organisierung heute: Perspektiven und Herausforderungen

Historisch waren Arbeiterparteien und Gewerkschaften die klassischen Orte marxistischer Organisierung. Heute ist die Lage differenzierter. In einer durch jahrzehntelange neoliberale Hegemonie tief fragmentierten Gesellschaft haben sich auch die Felder marxistischer Praxis vervielfacht.

Man begegnet Marxist:innen inzwischen in zahlreichen Nischen – in sozialen Bewegungen, kulturellen Räumen, publizistischen Netzwerken, digitalen Kollektiven, im akademischen Betrieb … Viele agieren außerhalb klassischer Organisationen, als Einzelne oder in kleinen, themenspezifischen Gruppen. Manche suchen Anschluss an linke Parteien, andere bevorzugen unabhängige Kollektive oder publizistische Arbeit.

Nationale Unterschiede am Beispiel Belgien, Deutschland, Luxemburg

Die organisatorische Frage stellt sich zudem von Land zu Land ganz unterschiedlich. Historische Erfahrungen, Klassenstrukturen, politische Repression, aber auch die Stärke oder Schwäche vorhandener linker Organisationen prägen die Möglichkeiten marxistischer Praxis erheblich.

In Belgien etwa ist die Situation vergleichsweise günstig: Mit der Parti du Travail de Belgique (PTB) existiert dort eine dezidiert moderne marxistische Partei, der es gelungen ist, sich tief in der Arbeiterklasse zu verankern – durch betriebliche Präsenz, gewerkschaftliche Verbindungen und soziale Kämpfe. Dennoch entscheiden sich auch dort manche Marxist:innen für die Arbeit in kleineren kommunistischen oder sozialistischen Organisationen.

Anders in Deutschland und Luxemburg: Hier gibt es zwar parlamentarisch etablierte Linksparteien – in Form von Sammelparteien mit pluralistischem Anspruch – doch marxistische Positionen sind dort häufig minoritär, und der Einfluss linksliberalen Gedankenguts ist groß. Daneben bestehen kleinere Organisationen mit revolutionärem Anspruch, jedoch mit geringer gesellschaftlicher Verankerung.

Das strategische Dilemma: Minderheit oder Isolation

Marxist:innen stehen damit vor einem grundlegenden Dilemma:
Bleibt man als kritische Minderheit in einer breiten Partei und versucht dort Einfluss zu nehmen – trotz Frustrationen, Kompromissen und hegemonialer Konkurrenz?
Oder organisiert man sich in klar ausgerichteten Kleinparteien, die ideologisch stringenter sind, aber gesellschaftlich kaum Wirkung entfalten?

Diese Frage stellt sich nicht abstrakt, sondern strategisch und konkret. Sie betrifft nicht nur individuelle Biografien, sondern auch das politische Gewicht der radikalen Linken insgesamt.

Einblicke aus der deutschen Linken: Stimmen von innen

Alle, die sich – wie ich – bewusst für die Arbeit innerhalb einer breiten linken Partei entschieden haben, sollten die Diskussionen in Deutschland mit großem Interesse verfolgen. In diesem Zusammenhang ist die vierteilige Interviewreihe des österreichischen kommunistischen – ehemals trotzkistischen 1 – Bloggers und Podcasters Fabian Lehr „Kommunist:innen rein in die LINKE?“ besonders aufschlussreich. Lehr publiziert regelmäßig auf Plattformen wie Tagebuch und Jacobin (deutsche Ausgabe). In seinen Beiträgen – ob als Text, Audio oder Video – gibt er Einblick in strategische Debatten aus marxistischer Perspektive; gerade im Hinblick auf die hier gestellte Frage ist die Interviewreihe besonders relevant.

Vier aktive Kommunist:innen berichten in den Gesprächen davon, warum sie sich entschieden haben, innerhalb der Partei Die Linke politisch zu wirken. Sie erzählen von ihrem politischen Weg, ihrer Motivation – und davon, wie sie mit den Spannungen zwischen revolutionären und reformistischen Strömungen sowie den Widersprüchen umgehen, die sich aus diesem Spannungsverhältnis ergeben.

Die vier Stimmen im Überblick:

Ari Alba Marquez – Aktiv in der Frankfurter Linken, Mitglied im Bundesvorstand des Studierendenverbands Die Linke.SDS und engagiert bei Cuba Sí 2.

Tina – Engagiert im Studierendenverband Die Linke.SDS in Süddeutschland; sie spricht über ihren Weg zur Linken und die strategischen Herausforderungen 3.

Johanna Brauer – Mitglied der Linken in Hannover, Teil des Bundessprecher:innenrats der Linksjugend [’solid] und aktiv im BAK Klassenkampf 4.

Lennart Niemeyer – Mitglied der Linken in Neumünster (Schleswig-Holstein) und Bundestagskandidat im Wahlkreis 6 bei der Bundestagswahl 2021 5.

Diese vier Stimmen zeigen: Eine marxistische Praxis in einer breiten Partei ist möglich – aber sie ist kein Selbstläufer. Sie braucht Ausdauer, Vernetzung über die eigenen Parteigrenzen hinaus, Bündnisarbeit und strategische Klarheit. Die Gespräche mit den vier Aktivist:innen vermitteln wertvolle Impulse – nicht nur für Marxist:innen in der deutschen Partei Die Linke, sondern für alle linken Strömungen, die in breiten linken Sammelparteien wirken – in Luxemburg etwa in der Sammelpartei déi Lénk.

Es lohnt sich, diese Perspektiven anzuhören – als Ausgangspunkt für eine strategische Debatte, die über Deutschland hinausreicht.


  1. Fabian Lehr erklärt auf YouTube, warum er heute kein Trotzkist mehr ist – auch wenn er seinem früheren Engagement noch einiges abgewinnen kann:
    🔗 Warum ich kein Trotzkist mehr bin ⮐
  2. Interview mit Ari Alba Marquez:
    🔗 YouTube, 🔗 Spotify ⮐
  3. Interview mit Tina:
    🔗 YouTube, 🔗 Spotify ⮐
  4. Interview mit Johanna Brauer:
    🔗 YouTube, 🔗 Spotify ⮐
  5. Interview mit Lennart Niemeyer:
    🔗 YouTube, 🔗 Spotify ⮐
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Tags : Arbeiterbewegung, déi Lénk, Die Linke, Klassenkampf, Linkspartei, Marxismus

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