Ich stimme folgender Passage aus Ali Ruckerts am 23. April 2025 in der Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek erschienenem Leitartikel zum diesjährigen Ostermarsch weitgehend zu:
„Leider muss man eingestehen, dass die Kriegshetzer und Aufrüstungsfanatiker von damals seither viel Zulauf bekommen haben. Die Grünen, die zusammen mit den Kommunisten und linken Sozialdemokraten für Abrüstung demonstrierten, sind zu den Falken übergelaufen und unterstützen die Rekordaufrüstung, die von der Dreierkoalition von DP-LSAP-Déi Gréng angekurbelt wurde und von der CSV/DP-Regierung fortgesetzt wird. Das tut seit langem auch die LSAP, der die Déi Lénk nacheifert, indem sie eine »Europaarmee« befürwortet und Waffen für die Ukraine fordert. Da scheint inzwischen jede Scham zu den Hunden geflohen!“
🔗 https://www.zlv.lu/db/1/1453139252663/0
Den Euromaidan in den Jahren 2013 und 2014 jedoch auf einen von den USA mit Milliarden Dollar finanzierten Putsch zu reduzieren, erscheint mir aus marxistischer Perspektive unzureichend.
Weitaus erkenntnisreicher sind da die Analysen des ukrainischen marxistischen Soziologen Volodymyr Ishchenko, der in einem, immer noch hochaktuellen, Interview mit nd – JOURNALISMUS VON LINKS vom 27. Februar 2024 den Zusammenhang von Krieg, Klassenverhältnissen und Nationalismus beleuchtet.
Ishchenkos Thesen, wie er sie auch in seinem Buch Towards the Abyss: Ukraine from Maidan to War darlegt, regen vor allem zum Weiterdenken an. Eine abschließende Erklärung der Klassenkämpfe im postsowjetischen Raum ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch kaum möglich.
Parallel dazu gilt es für Marxistinnen und Marxisten, auch die komplexen Machtverhältnisse zwischen den imperialistischen Blöcken zu analysieren – Verhältnisse, die sich aus der relativen Autonomie der bürgerlichen Staatsapparate gegenüber den herrschenden Klassen und deren Fraktionen ergeben. Denn wie bekannt, sind bürgerliche Staatsapparate stets Verdichtungen vor allem interner Kräfteverhältnisse zwischen antagonistischen Klassen und ihren jeweiligen Fraktionen.
Wer diese Dynamiken ignoriert, verharrt in moralischer Empörung – anstatt politische Klarheit zu gewinnen und entsprechend zu handeln!